Kastilien-León
Kastilien-León ist mit 9 Provinzen die größte der Autonomen Regionen Spaniens.
In kulinarischer Hinsicht gehört Kastilien-zum “Spanien der Bratkunst”. Spanferkel- und Lammbraten sind die traditionellsten und bekanntesten Gerichte der Region.
Wie die gastronomischen Tage, die ‚jornadas gastronómicas‘ zeigen, gehört die Gastronomie zur Kultur des Landes. In Kastilien-León ist die Gastronomie ein wahres Kultobjekt.
Das oft sehr rauhe, kalte Klima lässt leichte, aber gehaltvolle Suppen wie die ’sopa de ajo‘ gewinnen, wenn man noch ein Ei hineinschlägt, die Forelle ist typisch für die Umgebung von Órbigo in León. In dieser sehr kalten Region braucht man auch die viele Hülsenfrüchte, die hier wie in keiner anderen Region angebaut werden: Je nach Farbe erhalten die Bohnen Namen wie ‚alubias blancas, pintas, rojas, negras‘, ‚garbanzos castellanos y pedrosillanos‘ (Kichererbsen aus Kastilien oder Pedrosillo), verschiedene Linsen, unter denen die aus der Armuña durch einer Herkunftsbezeichnung (D.O.) geschützt sind.
Von Burgos geht es nun über eine sehr typische Landschaft in Richtung Castrojeriz und hinauf auf den Tafelberg, ein wenig steil! Aber dann geht es wieder hinunter und über die Landstraße und Feldwege nach Itero de la Vega, wo wir auf eine besondere Pilgerherberge stoßen: In der Kirche San Nicolás. Hier praktiziert man sogar noch nach mittelalterlichem Brauch die Fußwaschung der Pilger!
© Barbara Fohrer
Der Weg führt nun für einige Kilometer an einem alten Bewässerungskanal entlang bis nach Frómista, bekannt für die bedeutende sehr frühe romanische Kirche San Martín aus dem 11. Jahrhunderts mit einer perfekten Architektur.
Es lohnt sich, dort inne zu halten und den Impakt des Kirchenraumes auf sich wirken zu lassen.
Weiter ohne großen Aufenthalt Richtung León.
Der Hunger zwickt ein wenig, die Gedanken landen beim „botillo“…
Der ‚botillo‘ ist ein authentisches Wahrzeichen in León. Diese Spezialität besteht aus Schweinerückgrat, -rippen, und -schwanz sowie anderen Fleischteilen, die, im Schweinemagen eingebunden zusammen mit Kartoffeln und Kohl gekocht, serviert wird. Vorweg gibt es scharfen ‚chorizo‘ und ‚cecina‘ (eine Art Bündner-Fleisch).
Mir wurde das erste Mal gesagt: “Es ist Tradition – wer einmal einen ‚botillo‘ probiert hat, dem geht dieser Leckerbissen nicht mehr aus dem Kopf.“ –
Nun, aus meinem ist er verschwunden ….
León ist bekannt für seine gotische Kathedrale und andere Gebäude wie die Basilika San Isidoro mit dem Pantheon der Könige von León oder das Casa Botines, ein Frühwerk von Antoni Gaudí.
© Barbara Fohrer
Nicht entschwunden aus meinen Erinnerungen (im Gegensatz zum „botillo“!) ist diese Kathedrale! Was für Fenster – was für ein Staunen!
Ich kann den Erzählungen von Kollegen gerne glauben, die heute noch von Ministerpräsident Erwin Teufel sagten: “Er stand da – und bekam den Mund nicht mehr zu!“ Uns ging es bei jedem neuen Besuch wieder so.
© David Jiménez Llanes – Wikipedia – Catedral Gótica de León
Natürlich ist da auch noch der Königliche Pantheon San Isidro, dieser atemberaubende Ort, den ich nie wieder vergessen werde.
©Megginede – Wikipedia – Panteón San Isidro
Nach diesem intensiven Erlebnis dürstet es mich nach einem Kaffee – aber nicht irgendeinem, oh nein! Es muss schon ein „café carajillo“ sein. Ich ging immer in das gleiche Lokal und ließ mir von Miguel, dem Ober, den carajillo draußen servieren. Er war besonders bemüht, der „señorita de Alemania“ (ich war natürlich schon lange keine „señorita“ mehr sondern (deutlich!) eine „señora“) einen schönen brennenden café carajillo vorzusetzen….
Der „café carajillo“ ist in der spanischen Kaffeekultur ein sehr traditionelles Getränk, das aus einem Espresso, schwarz, und je nach Gusto einer Spirituose besteht, wobei meistens Brandy, Anis oder manchmal sogar Whisky genommen werden. Man kann seine Herkunft in Cuba (als Spanien Kolonialmacht war) verfolgen. Doch früher trank man den „carajillo“ dort eher mit Rum. Und wie die Kenner des „café carajillo“ wissen, hat er einen Cousin ähnlicher Machart: den italienischen caffè corretto.
Ursprünglich mischten die Soldaten den Kaffee mit Rum, um „corajillo“ zu gewinnen, d.h. „coraje“ = Mut. Dieses Wort wurde später verdreht. Es gibt ein anderes, nicht sehr gut gelittenes Wort, das eine schlechte Bedeutung hat. Man muss nur das „o“ in „a“ umwandeln und ein „o“ am Ende statt des „e“ setzen… Das war wohl eine gewollte Verdrehung – meint man…
Das Rezept ist sehr einfach und variiert von Gegend zu Gegend, von Haushalt zu Haushalt.
Die einfachste Art, einen Carajillo zuzubereiten, ist, den Alkohol direkt in den fertigen Espresso zu gießen. Dies ist die Variante in der es schnell gehen muss. Die Kenner des Carajillo schwören auf die Variante „quemado“ (=verbrannt, gebrannt).
Der Schnaps oder Brandy ist flüssiger als der Kaffee und bleibt meist am Boden des Kaffeeglases – ja, Glases, denn daraus trinkt man ihn.
Ist er gut gemacht, ergeben sich drei Schichten: der Alkohol, der Kaffee und besonders: oben ist wie eine Cremeschicht, wenn der Kaffee gut gemacht ist.
Heutzutage trinkt man den carajillo nicht mehr unbedingt zu jeder Tageszeit – auch hier muss man mit Alkohol z.B. am Steuer äußerst vorsichtig sein, aber mit Freunden oder zum Abschluss des guten Essens schon.
Und dennoch: in dem kleinen Café in der Hauptstraße von León, gleich in der Nähe der Kathedrale, erlebte ich den besten und spektakulärsten Café carajillo, den ich jemals in Spanien bekommen habe.
Alles war, wie oben geschildert. Aber hier war die Attraktion: Auf dem Glas lag ein Teelöffel mit einem Stück Zucker. Das war mit einem hervorragenden spanischen Cognac getränkt und lag in einer Pfütze von Cognac. Und mein Freund Pepe, der Besitzer des Cafés, kam, servierte ihn mir und – zündete den Zuckerwürfel an. Welch eine Überraschung, welch ein Genuss! Ein carajillo quemado!
Das ist mein schönstes Erlebnis mit café carajillo.
Zutaten:
Ein café solo (espresso) guter Qualität und je stärker desto besser
Ein Schuss Alkohol – wie oben beschrieben
Zucker
Und wenn man will – anzünden! Vorsicht mit dem Teelöffel! Nur nicht ablecken! Gibt Brandblasen an Zunge und Lippen.
Diese Art der Zubereitung ist auch verbreitet:
Der Alkohol wird zusammen mit kleinen Stückchen Zitronenzesten und einigen Kaffeebohnen in einem Glas mit der Dampfdüse der Espressomaschine erhitzt.
Der Alkohol wird angezündet.
Zucker wird auf einen Teelöffel gegeben und über der Flamme karamellisiert
Schließlich wird die noch brennende Mischung unter die Espresso-Maschine gestellt und mit Espresso abgelöscht.
Wahlweise wird der Espresso zubereitet und in die brennende Flüssigkeit überführt.
Die Sommer-Variante des Carajillos ist der „café del tiempo“ (Kaffee der Jahreszeit). Klassischerweise wird für die Zubereitung des Café del tiempo ein Anisschnaps benutzt.
Licor 43 Original wird aus 43 natürlichen Zutaten hergestellt. In der Rezeptur des Likörs finden sich Zitrusfrüchte und erlesene Kräuter. Der Likör wird nach alter Familientradition von der Grupo Diego Zamora aus Cartagena in Spanien hergestellt. Die Kombinationen von Licor 43 mit Kaffee sind vielseitig. Das liegt vor allem an den vielschichtigen Aromen wie Zitrus-, Kräuter-, Blumen- und süßen Noten in dem Likör. Über die Auswahl des Kaffees wie z.B. Espressoröstung oder helle Röstung und natürlich die verschiedenen Zubereitungsarten verändert Kaffee sein Aroma und „verheiratet“ sich perfekt mit dem leckeren spanischen Likör.
In einem Glas werden zunächst Schnaps, Zitronenschale und Kaffeebohnen flambiert. Der über der Flamme karamellisierte Zucker wird in den Alkohol gegeben und mit Espresso übergossen. Anschließend wird der café del tiempo in ein mit Eiswürfeln vorbereitetes Glas überführt.
Im Sommer bevorzugt man den auch den „café carajillo frío“, den kalten carajillo.
Die Zutaten sind grundlegend wie oben, die Zubereitung anders:
Brauner (oder weißer) Zucker – ich ziehe braunen vor
Brandy, Whisky oder Rum – je nach Gusto
1 Tasse schwarzen Kaffee
Etwas Zitronen- oder Orangenzeste, je nach Gusto
Eis
Kondensmilch oder Zimt, je nach Belieben
Zunächst bereitet man den café solo oder Espresso zu, den man in das Kaffeeglas gibt. Man lässt ihn auf Zimmertemperatur abkühlen. Danach gibt man ihn mit dem Eis und dem Alkohol der Wahl in einen Shaker und mixt alles 15 Sekunden lang, gibt alles in ein Kaffeeglas oder ein Glas und fügt ein bisschen Zitronen- oder Orangenschale hinzu. Wenn gewünscht, kann man nun Zucker, Kondensmilch oder Zimt je nach Gusto zugeben.
Die Kondensmilch hat eine sehr erstaunliche Wirkung: es wird etwas cremig, sehr angenehm!
© M. Pfeiffer – Dordito1869 https://de.wikipedia.org/wiki
Nun ziehen wir weiter und passieren (leider nur) den wunderschönen Parador von Léon, (wo man im Übrigen hervorragend essen kann).
©Josemanuel – Wikipedia – Hostal de San Marco
Im 12. Jahrhundert befand sich an der Stelle des Convento das Haupthaus des Santiago-Ordens, der 1152 zum Schutz der Jakobspilger gegründet wurde. Bald wurden die Gebäude um eine Kirche und ein Pilgerhospital erweitert. Die heutigen Gebäude entstanden zum größten Teil während des Siglo de Oro, im 16. Jahrhundert. Die Katholischen Könige Isabel de Castilla und Fernando de Aragón (sie haben Columbus finanziert und ihm das Recht verliehen, los zu segeln) begannen den Bau des ehemaligen Convento de San Marcos.
Anonym – Wikipedia – Hochzeitsporträt von König Ferdinand von Aragon und Königin Isabella von Kastilien
Der Renaissancebau besitzt eine über hundert Meter lange Fassade, deren östlicher Teil 1533 bis 1541 erbaut wurde. Der westliche, barocke Teil mit Portal und Uhrturm wurde 1708 bis 1716 geschaffen. Über dem Hauptportal ist der Apostel Jakobus als Maurentöter dargestellt.
Die Fassade ist eine Perle des spanischen Platereskenstils. Im ersten Aufbau befinden sich Rundbogenfenster und platereske Pilaster, im Zweiten Balkone und Säulen mit Balustraden. Der Sockel zeigt Medaillons mit griechisch-lateinischen sowie historischen Persönlichkeiten Spaniens (Herkules, Priamus, Hektor, Alexander der Große, Hannibal, Julius Cäsar, Trajan, Judith, Lucrezia, Isabella die Katholische, Karl der Große, Bernardo del Carpio, El Cid, Ferdinand der Katholische, Karl I. und Philipp II.). Im Gesims über dem Sockel sind Engelsköpfe abgebildet. Der Turm des Palastes entstand von 1711 bis 1714. Er ist mit einem Kreuz des Hl. Jakobs und einem Löwen geschmückt und besitzt vier Friese mit Gebälk.
An der östlichen Seite schließt sich der Kreuzgang und die Klosterkirche an, die dem Evangelisten Markus (span. San Marcos) geweiht ist.
©Pastranec – Wikipedia – Relief des Apostels Jakobus
Von Juli 1936 bis Ende 1940 befand sich in dem Gebäude ein Konzentrationslager des Franco-Regimes, in dem zahlreiche politische Gegner ermordet wurden.
Es gibt nicht nur das tolle Restaurant im Parador. Die Hausfrau in León und in der Region kann wunderbar einfache Lammrezepte kochen. Nachstehend eines, was die Frau eines guten Freundes dort einmal für mich gekocht hat – einfach und sagenhaft „sabroso“!
Lammschulter im Ofen
• 1 Lammschulter pro Person
• 2 große Kartoffeln
• 1 Esslöffel Curry
• 1 Esslöffel Paprika aus La Vera
• 1 Esslöffel Oregano
• 50 Gramm geriebener Ingwer
• 1 Esslöffel Knoblauchpulver
• 3 Esslöffel Olivenöl
• 200 ml Wasser
• Der Saft einer Zitrone
Alle Gewürze mit dem Öl zu einer Paste mischen und die Schulter damit gut bestreichen.
Mit Plastikfolie abdecken und über Nacht in den Kühlschrank legen. Die Schulter wird den einmaligen Geschmack der Gewürze annehmen!
Am nächsten Morgen nehmen wir die Schulter aus dem Kühlschrank und heizen den Ofen auf 180º vor.
Auf die Lammschulter wird eine Kartoffelschicht gelegt. Mit Wasser und dem Zitronensaft übergießen wir das Fleisch alle 10 Minuten.
Nach ca. 1 Stunde und 30 Minuten Garzeit bei 180 ° sollte das Fleisch fertig sein. Ist das Gemisch zu Ende, begießen wir das Fleisch mit dem eigenen Saft. Zwischendurch muss man aber kontrollieren, in welchem Garstadium das Fleisch ist. Das hängt von der Größe der Schulter ab.
Zum Lamm passen jederzeit grüne oder andere Bohnen und im Ofen geröstete Kartoffeln.
Wir marschieren weiter Richtung Astorga und überqueren bei Hospital de Órbigo die 200 m lange mittelalterliche Steinbogenbrücke über den Rio Órbigo, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Sie spielt seit vielen Jahrhunderten eine zentrale Rolle für die Jakobspilger aus Frankreich und Nordeuropa auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Der Órbigo hat hier eine beachtliche Breite, sodass 19 Bögen und eine Gesamtlänge von 204 m erforderlich waren, um das Flussbett zu überwinden. Im Frühjahr kann der Órbigo ein reisender Fluss werden, über den im Mittelalter weit und breit nur diese eine Brücke führte. Alle Pilger auf der „Nordroute“ waren gezwungen diesen Weg zu nehmen. Für viele war sie auch eine Art Etappenziel, sodass sich rund um die Brücke viele Herbergen und Schenken ansiedelten.
Alljährlich im Sommer bildet die Brücke das pittoreske Bühnenbild für eine eine Art historisches Ritterspektakel. Der „Paso Honoroso“ geht auf eine Kreuzritter-Legende des Jahres 1434 zurück.
Eine Spezialität – abgesehen von dem wunderbaren Gemüse der Region: die Forellen! Sehr zu empfehlen.
Nicht müde werden! Es geht nach Astorga.
Kulturell ist Astorga sehr interessant, daher machen wir Rast, essen etwas und schauen uns die Stadt an.
Astorga ist eine der ältesten Städte der Region, die während der Herrschaft der Römer auf der iberischen Halbinsel als Asturica Augusta bekannt war. Zu dieser Zeit war Astorga der nördlichste Endpunkt der römischen Straße Via de la Plata, die von Mérida im Süden nach Astorga führte und deren gesamte Wegstrecke von 470 km gepflastert war.
Interessant die römische Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert, die Türme der Kathedrale und ein großes Gebäude mit spitzen Türmen, das im Stil völlig von der Umgebung abweicht: Palast des Bischofs von Astorga, entworfen von Antoni Gaudí.
Er überwarf sich mit der politischen Führung der Stadt und zog sich von dem Projekt zurück.
Für Süßmäuler ist Astorga sehr attraktiv: „Wegen des geringen Ertrages der steinigen Äcker in der Maragatería bestritten viele Bewohner dieser Gegend ihren Lebensunterhalt als Fuhrleute. Begünstigt wurde das durch Astorgas Lage an der Straße zwischen Madrid und den galicischen Häfen, von denen Waren aus den Kolonien in die Hauptstadt transportiert wurden. Auf diese Art kam Astorga mit Kakao und Zucker in Berührung. In der Stadt entwickelten sich bald Süßwarenmanufakturen, die mit einsetzender Industrialisierung nicht mehr konkurrenzfähig waren.“ (Quelle: Wikipedia)
Zu den Leckereien zählen diverse Schokoladenvariationen, das Blätterteiggebäck „Hojaldres“ und das Butterschmalzgebäck „Mantecados“. Noch nicht genug? Dann sollte man noch in das „Museo de Chocolate“ schauen.
©Dietmar Giljohann – Wikipedia – Kathedrale und Bischofspalast von Gaudí
Auf geht es nach Villafranca del Bierzo!