Der Jakobsweg einmal kulinarisch
Camino Francés – Von St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela
Camino del Norte – Von Santiago an der Küste entlang bis San Sebastián
Ein Hinweis vorab: dieser Bericht ist keinesfalls eine umfassende Information über die Küche, die Rezepte, die Weine der Regionen. Es ist eine Darstellung von Gerichten, die ich ausgesucht und gekocht habe, weil ich sie besonders fand oder selbst so sehr gerne zubereite und esse. Sie stehen auch nicht exemplarisch für die Qualität, für die Originalität, für die Tradition. Ich hoffe, dass die geschätzten Leser, Gäste, Freunde, Kunden, Interessenten Vergnügen daran finden. Gern stehe ich für weitere Informationen zur Verfügung.
Die Jakobssage
Jakobus, auch Jakobus der Ältere genannt, war der Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome. Er gehörte zusammen mit seinem Bruder Johannes und dem Brüderpaar Petrus und Andreas, zu den von Jesus ersterwählten Aposteln. Sie zeichneten sich durch besondere Nähe zu ihm aus. Nach Christi Himmelfahrt wurden alle Jünger zu Aposteln und bekamen den Auftrag, das Wort Gottes in die Welt zu tragen. Der Legende nach war seine Aufgabe, die Iberische Halbinsel zu christianisieren. Nachdem dieser Versuch scheiterte, kehrte er nach Jerusalem zurück und wurde im Jahre 44 n. Chr. im Auftrag Herodes Agrippa I. enthauptet.
Nach der „Legenda Aurea “ von Jacobus de Voragine, dem wichtigsten religiösen Volksbuch des Mittelalters, wurden Jakobus Kopf und Rumpf aufs freie Feld geworfen, damit die Teile von wilden Tieren gefressen werden konnten. Doch Jünger brachten die sterblichen Überreste zu einem Schiff, das Jakobus und seine Jünger unbemannt nach Iria Flavia in Galicien brachte. Dort angekommen legten sie den Apostel auf einen Stein, der sich zu einem Sarg formte. Hier herrschte die mächtige Königin Lupa, die von den Jüngern um Hilfe gebeten wurde. Nachdem Königin Lupa durch eine List hoffte, die Jünger in die Irre geführt zu haben, die diese jedoch mithilfe eines Engels überwinden konnten, lenkte sie ein und gewährte eine Grabstätte, auf der sie eine Kirche bauen ließ.
Es gibt zwei bedeutende Legenden: die erste wird auf Karl den Großen zurückgeführt. In einem Traum wurde dem Kaiser ein Sternenweg gezeigt und der Apostel Jakobus beschrieb ihm den genauen Ort seines Grabes und forderte ihn dazu auf, den Jakobsweg für die Christen freizukämpfen und sie gegen die Mauren zu beschützen. So wurde der „Sternenweg“ zum Synonym für den Jakobsweg.
Die zweite Legende ist bekannter und erzählt von dem Eremiten Pelayo (oder Pelago), dem ein Engel den Weg zu dem Grab des Heiligen Jakobus gewiesen hatte. Im 9. Jh. erschien dem Eremiten auf einem Hügel ein ungewöhnliches Licht, begleitet von einem Engelschor. Diese Erscheinungen wiederholten sich mehrmals, bis der Bischof von Iria Flavia (dem heutigen Padrón) Theodomiro, dazu gerufen wurde und man an dieser Stelle das Grab des Heiligen Jakobus fand. Mit Zustimmung und Unterstützung des König Alfons II. von Asturien (791-842) wurde dort eine Kirche erbaut.
Es waren Legenden, die Santiago de Compostela, die Pilgerwege und den Pilgerweg über Santiago hinaus nach Cap Finisterre in der Region Fisterra, bekannt machten. Sie wurden mündlich weitergegeben, erweckten und unterstützten den Wunsch nach Erlösung von Sünden, Heilung, Zuversicht im Glauben, Ablässen und fanden in der Kirchenbaukunst ihren Ausdruck. Hinzu kamen noch Wunder, Heilungsgeschichten und außerordentlichen Handlungen, die dem Heiligen Jakobus während seiner Lebenszeit und sogar nach seinem Tod zugeschrieben wurden.
Dieser Weg ist einer der ältesten Pilgerwege Europas, birgt Geschichte, menschliches Miteinander, Gebräuche und Sitten – nicht nur aus dem Mittelalter, nein, vieles wirkt weiter bis in unsere Tage, weist die Sehnsucht des Menschen nach Frieden, Erlösung, Sinn des Lebens, Nachdenken, Finden und Sozialem auf. Kurzum, es ist der Weg … oder der Weg …. oder ein Weg… ? Das findet jeder selbst heraus – und er findet es. Nicht nur unser Comedian Hape Kerkeling, dessen Buch in aller Munde ist, hat angeblich auf dem Weg „seinen Weg“ und seine Erlebnisse gefunden. Es waren berufenere Menschen, welche die Einmaligkeit dieses Weges in einfachen Worten dargestellt haben.
Gern denke ich an eine Brasilianerin zurück, die ich 2001 völlig entkräftet am Wegrand fand. Ihre Füße trugen sie nicht mehr, sie waren wund und zerschunden. Mehr als meine Tube mit homöopathischer Wundsalbe konnte ich ihr nicht anbieten. Die Salbe war es auch nicht, die sie mich anstrahlen ließ! Da war jemand, der ihr in ihrer Muttersprache erklärte, dass es nicht mehr sooo schrecklich weit sei, der ihr Mut machte – der sie verstand. Die Kommunikation war da. Später erhielt ich eine Postkarte von ihr mit tausend Küsschen aus Santiago! Meine Salbe hatte ihr zusätzlich sehr geholfen.
Wer war der heilige Jakobus? Und warum nach Santiago de Compostela?
Jakobus, der ältere Bruder des Apostels Johannes – daher Jakobus der Ältere – war einer der ersten Apostel – und später Märtyrer. Er erhielt von Jesus den Beinamen „Donnersohn“, weil er einmal ein Dorf vernichten wollte, das es ablehnte, Christus gastfreundlich aufzunehmen. Vor allem aber gehörte Jakobus zu den wenigen Auserwählten, die der Verklärung auf dem Berg Tabor beiwohnen durften. Er stand Jesus sehr nahe.
Die Spanier und ihre glühende Verehrung machten ihn erst berühmt. Eine Legende des 7. Jahrhunderts lautete, dass Jakobus in Spanien gepredigt habe. Zwei Jahrhunderte später wusste dieselbe Legende, er sei dort auch gestorben – Ursprung der großen Pilgerbewegung nach Santiago de Compostela.
830 entdeckten zwei von einem Stern geführte Hirten auf einem Feld einen Steinsarg mit Reliquien. Der Volksglaube der Spanier erkannte in ihnen die Reste Jakobus’. Welch eine Neuigkeit in der ganzen christlichen Welt! Das Feld wurde folgerichtig campus stellae, Sternenfeld genannt. Alfons III., König von Asturien, vergrößerte die Basilika von Compostela angesichts des einsetzenden Pilgerstroms.
Im Jahre 950 unternahm der Bischof Godescalc aus dem südfranzösischen Puy-en-Velay eine Pilgerfahrt. Es gibt den Bericht eines Mönchs aus dem Kloster St. Martin d’Abbeda bei Logroño hierüber. Der Bischof war so der erste „französische“ Pilger, noch vor Petrus II. von Mercoeur, Bischof von Le Puy im Jahre 1063.
Der Höhepunkt dieser Wallfahrt liegt zwischen 1110 und 1140. Tausende von Pilgern aus allen Regionen Europas ließen alles hinter sich und machten sich auf den Weg. Viele kamen neu belebt und gestärkt heim, viele andere starben unterwegs.
Ein berühmter Pilgerführer entstand in dieser Zeit „Le Guide du Pélerin de Saint-Jacques de Compostelle“. Zwei Handschriften sind von dem Kirchenmann Aymeri Picaud, dem dieses Werk zugeschrieben wird, vorhanden, eines in der Kathedrale in Santiago, eines im katalanischen Kloster Ripoll.
Bis zum 14. Jahrhundert pilgerte man. Als Kriege und Seuchen Europa erschütterten, wanderte man dennoch. Dann nimmt die Pilgerbewegung im ausgehenden 15. Jh. plötzlich ab und verschwindet ganz. Die Religionskriege in Frankreich machen das Wandern zu einem unkalkulierbaren Risiko. Außerdem betrachtet man zu dieser Zeit die Verehrung des heiligen Jakobus und das Pilgern nach Santiago ausgesprochen kritisch – aufgrund der Reformation und dem aus dem Humanismus geborenen kritischen Geist. Schließlich stehen für die damaligen Betrachter diese Handlungen, wie alle mittelalterlichen Frömmigkeitsformen, dem Aberglaube nahe und in Widerspruch zu dem o.g. kritischen Geist. „Nur ein Verrückter geht nach Santiago!“ schreibt Erasmus von Rotterdam im „Lob der Torheit“.
Pilger aus Deutschland, der Wiege der Reformation, werden von den Spaniern verdächtigt, lutherische Vorstellungen nach Spanien zu tragen. Luther spricht sich vehement gegen das Pilgern aus. Falsche Pilger, die „Coquillarden“ oder „Muschler“ suchen auf Kosten der öffentlichen Wohlfahrt zu leben. In einem Erlass verbietet Ludwig XV unter Galeerenstrafe, nach Spanien zu pilgern…“ gegen die Unordnung und Wirren, die unter dem Schein der Frömmigkeit und der Pilgerschaft in das Königreich eingedrungen sind.“ In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Pilgern nach Santiago fast ganz vergessen.
In den fünfziger Jahren kehrt sich das Bild. Man geht wieder Pilgerwege. 1987 erhob der Europarat die Pilgerwege nach Santiago zur ersten Kulturstraße Europas. Die UNESCO rechnet sie heute zum Weltkulturerbe der Menschheit.
Wie man pilgerte
Zu ihrem gegenseitigen Schutz wanderte man meist in Gruppen. Ausgangsorte waren Arles, Le Puy, Vezelay, Orléans und z.B. Köln, wo man sich am Dom versammelte. Dort wurden die Pilger verabschiedet, meist mit einer Messe oder Feier. Kleidung und Ausrüstung wurden gesegnet: der breite Hut für die Sonne, der Pilgermantel für Kälte und Regen, die Pilgertasche für Verpflegung, die Kalabasse für Wasser, der Pilgerstab zur Verteidigung und zur Stütze. Die Kammmuschel – vieira -, welche die Pilger aus Galizien mitbrachten, wurde zum Symbol der Jakobspilger.
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Als blutjunge Studentin in Madrid erfuhr ich von einer Freundin, die sehr religiös war, von all diesem. Zu der Zeit in den 60er Jahren war in Deutschland von dem Pilgerweg kaum etwas bekannt. Sie wollte sich aufmachen und zu Fuß nach Santiago de Compostela gehen. Oh, dachte ich, das kann man ja mal in Erwägung ziehen. Ich war sehr neu- und wissbegierig… und schon war der Plan fertig: eine Art Rucksack (wir hatten kein Geld, so etwas Feines zu kaufen, und mussten uns mit dem einfachsten Beutel zufrieden geben), ein bisschen Wäsche, ein Regenschutz, ein Paar Ersatzschuhe, eine Taschenlampe, ein Messer, eine Gabel, ein Löffel, ein Becher und ein Blechteller, ein komischer kleiner Kochtopf – alles!). Eine Art Landkarte, die uns jemand schenkte – ach ja, Streichhölzer, die kleinen aus Wachs, die es damals gab. Und auf ging’s – ohne irgendeine Ahnung! Und über Felder, Wege, Wiesen, durch Dörfer und immer weiter. Zum Glück gab es Gehöfte, die Scheunen hatten und nette Besitzer, die uns darin schlafen ließen. Herbergen? Gab es zu der Zeit nicht. Hotels, Gasthäuser, Pensionen? Unerschwinglich. Das Brot, das wir morgens kauften, war meist abends trocken – aber es musste reichen. Manchmal schenkten uns die Bauern etwas. Wasser kriegten wir immer. So etwas „Stylisches“ wie einen tollen Hut oder gar einen Umhang hatten wir natürlich nicht. Auch die Muschel hing uns nicht um den Hals, sie bekamen wir erst in Santiago geschenkt. Und so liefen wir und liefen und liefen – bis nach Santiago. Ohne Kennzeichnung des Wegs, ohne Hilfen. Nicht wie heute, wo es fast wie auf einer Autobahn zugeht.
Viele Jahre später begann ich wieder, mit dem Jakobsweg zu liebäugeln, ja, ich schloss ihn in mein Reiseangebot ein. Und ich hatte viel Erfolg. So war der Weg von Saint Jean-Pied-de-Port auf der französischen Seite der Pyrenäen immer mein Ausgangspunkt. Später ging es dann von Dôle aus durch Burgund nach Süden bis St. Jean.
Ich kenne Spanien natürlich sehr, sehr gut, die Geschichte, die Baustile, die Kunst, die Literatur, spreche die Sprache, kenne die Sitten und Gebräuche. Das half.
Auf vielen dieser Reisen lernte ich unglaublich viel Neues dazu, was ich in Studentenzeiten nicht erfahren konnte. Auch was die Küche der Regionen betrifft: die herrlichen Forellen der Pyrenäen, das Wildbret, vor allem Wildschwein in Nordspanien, z.B. Navarra, die Eintöpfe Asturiens, das Gemüse, die Paprika… und, und, und. Schokolade und Gebäck, Marzipan und Turrón. Am Ende natürlich der Fischreichtum, die Muscheln, aber auch das Gemüse der wunderbaren Region Galicia.
Kein Vergleich mit der Verpflegung der Pilger, die z.B. in Köln vor dem Dom losgingen, mit dem Segen des Bischofs, auf diesen gefährlichen und langen Weg. Sie hatten meist trockenes Brot und Hartkäse dabei, die betuchten Pilger auch noch Dörrfleisch. Sie wurden unterwegs in den Pilgerherbergen wirklich aufgepäppelt, erhielten Mahlzeiten, an Festtagen eventuell sogar ein Stück Hammelfleisch und einen Becher Wein. In dem Ort Estella gibt es noch heute einen Weinbrunnen, der zu einem Weingut gehört. Hier konnten – und können auch heute noch ab und zu (es wurde leider sehr großer Missbrauch getrieben und Pilger füllten sich ganze Flaschen voll) die Pilger mit ihrer Muschel einen Schluck Wein erhalten.
Zu Ostern gab es Stockfisch, eingelegte Sardinen und Brühe – welch ein Festessen.
Aber zunächst einmal ein Wort dazu, warum das Heilige Jahr diesmal auf 2 Jahre verteilt wird.
Ein Heiliges Jakobusjahr stellt seit Jahrhunderten einen besonderen Anlass für Pilger dar, sich auf den Jakobsweg zu begeben.
Aufgrund der aktuellen Situation hat Papst Franziskus das diesjährige Heilige Jahr 2021 auf zwei Jahre, bis zum 31. Dezember 2022 verlängert.
Mehr als eineinhalb Millionen Menschen in 33 Ländern der Welt waren am 31. Dezember virtuell dabei, als das diesjährige Heilige Jakobusjahr durch die Öffnung der Heiligen Pforte oder „Pforte der Vergebung“ – „Puerta del Perdón“ – der Kathedrale von Santiago de Compostela durch den Erzbischof von Santiago feierlich eröffnet wurde. Ein Heiliges Compostelanisches Jahr wird immer dann ausgerufen, wenn der 25. Juli, der Gedenktag des Märtyrertodes des Heiligen Jakobus, auf einen Sonntag fällt. So wird das Jubiläumsjahr, das zuletzt 2010 stattfand, alle 6, 5, 6 und 11 Jahre gefeiert. Grund für diese Jahresfolge sind die Schaltjahre, die die logische jährliche Reihenfolge entsprechend verschieben.
Über den Ursprung der Heiligen Jahre gibt es unter den Historikern verschiedene Auffassungen. Einerseits soll er auf ein, im Jahr 1122 angenommenes Zugeständnis von Papst Calixtus II zurückgehen, andererseits datieren einige Historiker das erste Heilige Jahr ins 15. Jahrhundert.
Wie dem auch sei, das Besondere eines Heiligen Jahres ist dem katholischen Glauben zu Folge das Privileg des Jubiläumsablasses. Danach wird jedem Gläubigen, der durch die, nur in den Heiligen Jahren offenstehende Heilige Pforte der Vergebung schreitet, ein vollständiger Sündenablass gewährt. Zu diesem vollständigen Sündennachlass gehört dem Glauben nach für die Pilger die Teilnahme an einer Messfeier und der Empfang der Kommunion sowie die Beichte in der Kathedrale selbst, bzw. innerhalb von 15 Tagen vor oder nach dem Besuch der Kathedrale.
Die Pilger, die durch Bestätigung bewiesen, dass sie echte Pilger waren, und nicht etwa vagabundierende Tagediebe, wurden im großen Hospital der Katholischen Könige aufgenommen. Heute noch erhält sich dieser Brauch. Noch heute sollte man sich einen Pilgerpass besorgen und diesen unterwegs mit Unterschrift und Stempel der Pfarreien, Bürgermeisterämter und Klöster versehen lassen, um den Pilgerweg zu bestätigen. Bei der Ankunft in Santiago geht man damit zum Sekretariat der Kathedrale bzw. zum Pilgerbüro. Wenn man ausgewiesener Pilger ist, erhält man Rat und Hilfe, die „Compostelana“.
Auch der Ursprung der Pilgerurkunde, die jeder Pilger natürlich auch außerhalb eines Heiligen Jahres erhält, reicht lange zurück in die Vergangenheit. „La Compostela“, wie die Urkunde seit dem 14. Jahrhundert heißt, erhalten alle diejenigen, die den Weg „pietatis causa“ – der Barmherzigkeit wegen – gemacht haben. Das müssen dabei nicht die gesamten knapp 800 Kilometer sein. Die Pilgerurkunde überreicht das Domkapitel von Santiago all denjenigen, die mindestens 100 Kilometer zu Fuß, mindestens 200 Kilometer mit dem Rad oder auf dem Rücken eines Pferdes, oder aber auch per Schiff zurückgelegt haben. Für die Seepilger bestehen dabei die Vorgaben, dass sie mit einem Segel- oder Motorschiff mindestens 40 Seemeilen von ihrem Ausgangshafen bis zum Hafen von Pontecesures in der Ría von Arousa-Ulla in Galicien zurückgelegt haben, um ihren Weg von Pontecesures-Padrón bis nach Santiago per pedes fortzusetzen
Einzigartig dabei ist die Mischung aus Naturerlebnissen, historischen Kunst- und Bauwerken, Begegnungen mit der Bevölkerung, anderen Pilgern und sich selbst.
Der fast 800 Kilometer lange Französische Weg aus den Pyrenäen ist der, den die meisten Pilger seit dem Mittelalter bis heute gehen, mit einem reichen kulturellen und historischen Erbe. So wurde der Jakobsweg 1987 als die erste europäische Kulturroute deklariert. Schon 1135 beschrieb ihn der französische Mönch Aymeric Picaud im 5. Buch des Codex Calixtinus, ein Buch, das bis heute als der erste Pilgerführer in Europa gilt.
An jedem Morgen – Ultreia Lied
Ultreia – Lied der Pilger nach Compostela
Pilger- und Lebenslied auf dem Jakobsweg
Tous le matins nous prenons le chemin
An jedem Morgen, da treibt’s uns hinaus
[Text u. Mel. französich: Jean-Claude Bénazet
Text dt: Maximilian Bogner nach Wolfgang Simon]
Und dann erreicht man Santiago de Compostela!
Aber bevor man dort hingelangt, geht oder fährt fast jeder zunächst auf den Monte do Gozo …
„San Marcos ist ein kleiner Ort am Rand von Santiago de Compostela in der Provinz A Coruña der Autonomen Gemeinschaft Galicien. Bekannter und von Jakobspilgern teilweise auch für den Ortsnamen gehalten, ist der auf dem Gemeindegebiet befindliche Monte do Gozo (Freudenberg). Von dort aus lässt sich erstmals die Kathedrale von Santiago de Compostela und damit das Ziel der Wallfahrt sehen.
Im Jakobsbuch wird er als Mons Gaudii und Ort großer emotionaler Ergriffenheit unter den Pilgern beschrieben. Wer hier als erster einer Pilgergruppe ankam, wurde von seinen Gefährten zum Pilgerkönig ernannt, ein Umstand, der sich auch auf deutsche Familiennamen auswirkte (zum Beispiel in den Formen König, Küng, Künig). Der italienische Geistliche Domenico Laffi schildert die Ankunft am Monte do Gozo in seinem 1673 erschienenen Reisetagebuch so:
„Als wir die Höhe eines Bergzuges mit Namen ‚Berg der Freude‘ erreichten und das so herbeigeflehte Santiago offen vor uns liegen sahen, fielen wir auf die Knie, und die Freudentränen schossen uns aus den Augen. Wir begannen das ‚Te Deum‘ zu singen, aber kaum brachten wir zwei oder drei Verse hervor, denn allzu sehr unterbrachen Tränen und Seufzer unseren Gesang und ließen das Herz erzittern.“
– Laffi: Viaggio al Poniente, dt. nach Wegner: Der spanische Jakobsweg, S. 226
Von hier ab gingen die Pilger früher barhäuptig und barfuß, Pferde wurden am Zügel geführt. In der aktuellen Pilgerpraxis ist das weitestgehend unüblich oder auch unbekannt. Aber es gibt schon einige Pilger, die die die letzten fünf Kilometer als geistige Übung vor dem Erreichen des Ziels barfüßig zurücklegen. Wirklich sehen kann man heute die Kathedrale eher nicht. Wald und Häuser versperren den Blick.
Auf dem Monte do Gozo erinnert unweit der kleinen Einsiedelei ein modernes Denkmal an den Besuch von Johannes Paul II. im Jahr 1982 und setzt ihn mit der Wallfahrt des heiligen Franziskus in Beziehung. Aus Anlass des Heiligen Jahres 1993 wurde unterhalb des Hügels ein sehr großer Herbergskomplex erbaut, der heute zum größten Teil als Studentenheim genutzt wird.“ Quelle: Wikipedia
18 km bis zum Ziel, was für ein überwältigendes Gefühl. Vergessen sind Blasen, schmerzende Füße, Rücken, alles wird leichter.
Und dann geht man die Gasse hoch: da ist sie, die Kathedrale, das Ziel!
Und hier fallen sich die Pilger in die Arme, weinen, lachen, einige tanzen sogar. Hier liegen sie flach auf dem Boden, auf dem Rücken, oder auf den Knien mit himmelwärts gerichtetem Blick!
Wer etwas auf sich hält, muss noch weiter! Der Pilger ging früher weiter bis nach Fisterra. Und heute machen es noch sehr, sehr viele.
Dieser Ort galt jahrhundertelang als Ende der Welt, als Tor zum Jenseits …
Ein ansteigendes Kliff, das aus den gefürchteten Inselchen O Petonciño und A Centola bis hoch zum Hügel O Facho (242 m) emporragt, wo sich im Altertum der Ara Solis befunden haben soll, der Ort, an dem Rituale zu Ehren der Sonne gefeiert wurden. Hier verbrannten die Pilger ihre Kleidung und warfen die „Reste“ ihrer Schuhe ins Meer, denn hier endete die Welt. Und erst dann traten sie den Weg in die Heimat an.
Schon immer hat Fisterra einen tiefen Zauber auf die Seele der Menschen ausgeübt. Das ist begründet in der Mythologie der ersten Siedler Europas, die glaubten, mit dem Tod erreichte man eine Insel im Westen, wo die Sonne untergeht und würde dort weiterleben. Das findet man sehr oft in keltischen Sagen. Der Held geht in einem Steinboot auf die letzte Reise dorthin. In dieser Gegend, an dieser Costa da Morte spürt man immer noch diese innige Verbindung zwischen Stein, Meer und der Spiritualität….
Schon die Römer waren verzückt von diesem Naturschauspiel, wenn die Sonne ins Wasser sinkt und von dem Altar zu Ehren der Sonne, dem Ara Solis, der Kelten dieses Landstrichs.
Im Wappen Galiciens finden wir die Sonne, das Meer, die Hostie und den heiligen Kelch – Ara Solis …
Die beliebteste Stelle ist der Aussichtspunkt des Leuchtturms, wenn das Abendrot den Horizont erleuchtet.
Durch die Entdeckung des Apostelgrabes bekam der Jakobsweg, der von den Sternen der Milchstraße erhellt wird und am Meer endet, eine große Bedeutung. Und die Erhabenheit spürt man ganz sicher, wenn man oben am Leuchtturm sitzt und über das Meer schaut …
Über den Rückweg muss ich noch sprechen, denn ich bin nicht mit Flugzeug oder Bahn oder Bus zurückgefahren. Ich bin mit dem Wohnmobil über den Nordweg zurückgefahren. So hatte ich gleich noch einen wunderschönen langsamen Abschied von dieser traumhaft schönen Gegend, wohin ich immer wieder zurückgekehrte, so sehr hielt sie mich in ihrem Bann.